Ein Fachbericht von Dr. Johannes Sebulke (Fachjournalist und Berater für Forsttechnik) Zuerst sollte man sich darüber
klar werden, was man genau von
wo nach wo transportieren will.
Denn der Anhänger sollte auf Anhieb
zu dem passen, was man wirklich
braucht. Daher sind zur Vorauswahl
Checklisten durchaus sinnvoll.
Die Holz-Checkliste – Was soll
transportiert werden?
- Brennholz, Meterstücke oder
Bündel?
- Kurzholz und/oder Langholz?
- Hackmaterial oder Schüttgüter?
- Kipperpritsche, Wechselaufbauten?
Die Schlepper-Checkliste
Hier gehen wir von landwirtschaftlichen
Schleppern aus, die auf
dem Acker, auf Feldwegen und auf
öffentlichen Straßen genutzt werden.
Berücksichtigt werden muss hier:
- Motorleistung: passt diese zur
Anhängergröße?
- Leistung der Arbeitshydraulik:
kann der Kran des Anhängers versorgt
werden, oder ist eine eigene
Hydraulikanlage nötig?
- Bremssystem: Verfügt der Schlepper
über eine Druckluftbremsanlage
oder wird eine Auflaufbremse
benötigt?
- Sollen mehrere, unterschiedlich
ausgerüstete Schlepper den
neuen Forstanhänger ziehen können?
Die Fahrweg-Checkliste
Bei Forstanhängern setzt man oft
voraus, dass diese sowohl im Wald
als auch auf öffentlichen Straßen
fahren dürfen. Trotzdem sollte man
sich über Folgendes klar werden:
- Muss der Hänger auch auf
Rückegassen fahren können?
- Soll er auf öffentlichen Straßen
fahren können und hier
Mit Beladung und mit welcher
Geschwindigkeit?
Die Ausrüstungs-Checkliste
Diese Checkliste ist erst dann an
der Reihe, wenn die vorausgegangenen
Checklisten abgeklärt sind!
- Reichweite des Krans
- Geländegängigkeit, zweckmäßiger Boogiefreiraum
- Kranbedienung von einem
Bedienerstand aus, per
Fernbedienung oder vom
Fahrerhaus des Schleppers aus?
- Allradantrieb des Hängers: Nicht
erforderlich - Hilfsantrieb für
schwierige Passagen-, oder vollwertiger
Permanentantrieb?
Zentralrohr oder Rahmen
Generell ist ein Zentralrohr verwindungssteif
- eine ideale Eigenschaft
für einen Forstanhänger. Zudem
kann man die Rungen auf dem
Zentralrohr verschieben und diese so
den gerade angesagten Holzlängen
anpassen. Auch lässt sich die hintere
Runge per Teleskoprohr nach hinten
verschieben, wenn längeres Holz
geladen wird. Dabei verschiebt sich
aber auch der Ladungsschwerpunkt
nach hinten. Man sollte daher darauf
achten, dass auch die Tandemachse
nach hinten verschoben werden
kann, damit auf keinen Fall
eine negative Deichsellast an der
Anhängekupplung entsteht und der
Schlepper an Traktion verliert.
Das Schutzgitter muss so stabil
sein, dass man sich auch bei
Bergabfahrt mit schiebender
Beladung dahinter sicher fühlen
kann.
Ein Rahmen aus U-Profilen
ermöglicht im Gegensatz zum
Zentralrohrrahmen eine Ladefläche.
Wenn der Forstanhänger zum
Vollprofi wird…
Vor ein paar Jahren war der
„Rückeanhänger“ ein Gerät, das vorwiegend
im Wald auf eigenem Grund
gefahren wurde. Heute wird ein
Forstanhänger vermehrt auf Forstund
öffentlichen Straßen eingesetzt,
vielleicht sogar für einen Transport
über einige Kilometer bis zum nächsten
Lagerplatz oder Kunden. Denn
hier hat der schnell fahrende landwirtschaftliche
Schlepper deutliche
Vorteile gegenüber einem spezialisierten
Forstschlepper. Das hat
die Konsequenz, dass die richtigen
Zulassungen, Abnahmen
und Genehmigungen sowohl für
den Forstbetrieb als auch für den
Straßenbetrieb vorhanden sein
müssen.
Worauf es bei Rückeanhängern
ankommt, wurde in einem Interview
mit der Firma Pfanzelt erörtert, die in
Deutschland konstruiert und fertigt,
und daher alle Erfordernisse und
Vorschriften auf kurzem Wege in ihre
Produktlinien einfließen lassen kann.
Die Gebrauchswertprüfung des
KWF gibt Sicherheit
Zu beachtende Vorschriften
gibt es bündelweise: EU, Berufsgenossenschaften,
StVZO, UVV,
Kranvorschriften. Verantwortlich
ist immer der Betreiber (Tabelle
S. 8, Sp.12). Um sicher zu gehen,
empfiehlt es sich, nach der
Gebrauchswertprüfung durch das
„KWF-Kuratorium für Waldarbeit und
Forsttechnik“ zu fragen. Wenn ein
Anhänger das Prüfsiegel des KWF
hat, kann man sicher sein, dass
eine objektive, unabhängige Stelle
den Anhänger genau unter die Lupe
genommen hat, und dass die oben
genannten Vorschriften eingehalten
werden.
Die Tandemachse

Ein echter Forstanhänger sollte
4 bremsbare Räder an einer
Tandemachse haben, um einen
gleichmäßig niedrigen Bodendruck zu
gewährleisten. Der Pendelweg muss
ausreichen, um die Wurzelstöcke
oder Gräben, die im vorgesehenen
Einsatzgebiet vorkommen, überfahren
zu können (z.B. 300…500 mm).
Der Kran gehört zum Forstanhänger
und muss auf diesen abgestimmt
sein. Die wichtigsten Kriterien
sind:
Die Hubkraft sollte reichlich
bemessen sein (z.B. 40 kNm =
Hubkraft von 2 t bei 2 m Abstand
vom Schwenkwerk).
Wird vom Polter geladen oder
muss der Kran auch Stämme beiziehen
können? Im ersteren Fall
sind Teleskopabstützungen (statt
Gelenkstützen, „Flap down“) ratsam,
weil man dann näher an das
gepolterte Holz heranfahren kann.
Im zweiten Fall ist auf eine hohe
Teleskopzugkraft und -geschwindigkeit
zu achten.
Wird nur in der Ebene oder auch
am Hang beladen, wo man ein
hohes Schwenkmoment (min. 15
kNm) braucht?
Bedienstand mit rutschsicherer
Standfläche, Rückenschutz, die
Bedienhebel in ermüdungsfreier
Position? Sichere Auf- und Abstiege,
denn beim Auf- und Absteigen passieren
die meisten Unfälle.
Der Laderaum: In den Abbildungen
1 und 2 ist ein Rungenkorb für
Stammholz gezeigt. Für buschiges
Energieholz und Kronenmaterial ist
ein Wanneneinsatz lieferbar. Auch
eine Kipperpritsche könnte als
Wechselaufbau eingesetzt werden.
Die Lenkdeichsel ist für enge
Kurven im Bestand unverzichtbar.
Bei der Straßenfahrt muss die
Lenkdeichsel formschlüssig arretiert
werden. Dies sollte vom Fahrerstand
aus mit 1-Mann-Bedienung möglich
sein, um nicht umständlich Bolzen
einfädeln zu müssen.
Nutzlast oder Gesamtgewicht?
Für die Arbeit im Forst ist die Nutzlast
maßgebend, die vom Hersteller nach
rein technischen Kriterien bestimmt
wird. Für die Straßenfahrt ist das
zulässige Gesamtgewicht maßgebend
(Tabelle S. 8, Sp.6).
Ölversorgung des Krans
Diese kann vom Schlepper aus
erfolgen. Dann sollten für einen
40-kNm-Kran min. 25 l/min wirklich
bereitgestellt werden, und zwar auch
bei niedriger Motordrehzahl.
Wenn der Anhänger eine eigene
Ölpumpe hat, die durch die Zapfwelle
des Schleppers angetrieben wird, ist
Folgendes zu beachten:
- Der Kran muss auch bei niedriger
Zapfwellendrehzahl noch
zügig arbeiten können (Der
Richtwert liegt hierbei bei
ca. 50 l/min bei 500 U/min
Zapfwellendrehzahl), und
- die Pumpe muss die höchste vorkommende
Zapfwellendrehzahl
noch sicher aushalten können.
Waldarbeit und Straßenfahrt
Die Tabelle weiter unten fasst zusammen, was bei Waldarbeit sowie bei Straßenfahrt beachtet werden muss. Im Wald ist die Nutzlast entscheidend (Spalte 6). Ansonsten liegt vieles im Ermessen des Fahrers (Zeile 1), solange die einschlägigen Vorschriften erfüllt sind (Zeile 1).

Auf öffentlichen Straßen zählt das zulässige Gesamtgewicht. Dieses kann geringer werden, je höher die zulässige Geschwindigkeit ist, da stets die gleiche Bremsverzögerung erreicht werden muss (Spalten 3, 6).
Ferner müssen die Reifen für das geplante Gesamtgewicht bei der geplanten Geschwindigkeit zugelassen sein (Spalte 7).
Die Einhaltung der Vorschriften (Spalte 8-11) muss der Hersteller schriftlich bestätigen. Ideal ist die Bestätigung durch einen unabhängigen Prüfer.
Ein Zertifikat über eine bestandene Gebrauchswertprüfung des KWF ist nicht vorgeschrieben, gibt aber größtmögliche Sicherheit.
Hydraulische, pneumatische oder Auflauf-Bremse?
Die Art der Bremse richtet sich nach dem Schlepper. Will man unabhängig von der Bremsanlage des Schlepper sein, dann ist eine Auflaufbremse des Anhängers angebracht. Diese kann eine Straßenzulassung bis zu einer Geschwindigkeit von 40 km/h erhalten. Bei einer Auflaufbremse sollte man auch darauf achten, dass man mit dieser ggf. auch rückwärts fahren kann. Dazu ist eine entsprechende Konstruktion der Auflaufbremse erforderlich, denn eine manuelle Sperrung ist laut StVZO nicht zulässig. Will man aus Sicherheitsgründen beim Rückwärtsfahren im Forst auch bremsen können, so ist nochmals eine spezielle Rückwärts-Bremsansteuerung der Auflaufbremse vom Schlepper aus erforderlich.
Leichte oder schwere Baureihe?
Die Firma Pfanzelt hat einen leichteren, preiswerten Forstanhänger, S-line genannt, für 9,2 t Nutzlast und mit einer max. Gesamthöhe von 2,49 m, und eine schwerere Baureihe, Profi-Rückewagen genannt, für 9-15 t Nutzlast.
Die schwereren Baureihen empfehlen sich natürlich für Vollprofis mit hoher Auslastung des Forst-anhängers. Die Profi-Baureihen können aber auch erforderlich werden, wenn man Zusatzeinrichtungen braucht, wie z.B. eine niedrig angeordnete Kugelkopf-Kupplung oder einen aufschaltbaren Antrieb der Räder, der über schwierige Passagen im Wald hinweg hilft. Auch eine Fülle von Optionen eröffnet sich hier, bis hin zu einer Fernsteuerung des Krans, oder zu einer Steuerung des Krans von der Fahrerkabine des Rückewagens aus.
Service und Ersatzteile
Nicht zuletzt muss ein guter Service und ein schneller Ersatzteildienst sichergestellt sein. Dies ist auch ein wichtiges Kriterium für die Kaufentscheidung. Denn nichts kostet mehr als lange Ausfallzeiten in kritischen Situationen.