Mittwoch, 21. Dezember 2016

Reportage: Verkehrssicherung am Schloßberg

Die Pfanzelt-Fällraupe Moritz Fr50 im Praxiseinsatz


Die Fällraupe Moritz wurde erstmals auf der KWF-Tagung2016 im ostbayerischen Roding vorgestellt. Nur wenige Monatenach Markteinführung setzt der Baumpflege- und ProblemfällungsbetriebLautenschlager eine der Raupen in der Oberpfalz ein.

Der Schloßberg in Regenstauf, der sich rund 95 Meter über dem Regenfluß erhebt und dessen Gipfel früher eine stattliche, wehrhafte Burganlage krönte, ist heute mit Turm, Gaststätte und Schloßgarten ein vielfältiges Naherholungsgebiet. Vor wenigen Jahren wurden nach dem Konzept „Geschichte trifft Natur“ ein abwechslungsreicher und informativer Naturerlebnisraum mit gut ausgebauten Spazierwegen sowie ein neues Informationszentrum errichtet. Die Pflege und Verkehrssicherung der kilometerlangen Spazierund Wanderwege in dem rund 40 Hektar großen Gebiet sind eine Herausforderung.

Viele schmale Wanderwege

Der Unternehmer Martin Lautenschlager ist mit seinem Team seit über 20 Jahren mit der Pflege und Verkehrssicherung der Wege, Plätze und Häuser unterhalb des Schloßberges beauftragt. „Früher haben wir für die Seilsicherung bei Gefahrbaumfällungen einen Skidder oder einen Systemschlepper mit Seilwinde eingesetzt,“ erinnert sich Lautenschlager. „Die Einsatzmöglichkeiten der Großtechnik waren allerdings auf den schmalen Wanderwegen stark beschränkt, deswegen mußten häufig Bäume mittels Handseilzug oder Seilklettertechnik gefällt werden. Die Sicherung und der Abtransport des Stammaterials und der Äste waren dabei eine zusätzliche Herausforderung.“
Auf einem PKW-Anhänger lässt sich die Raupe einfach transportieren.

Für diese und weitere Einsätze bei Problemfällungen, bei denen eine Seilwinde benötigt wird, hat Lautenschlager vor kurzem in eine Pfanzelt- Fällraupe Moritz Fr50 investiert. Überzeugt hat ihn neben der kompakten Bauweise und dem geringen Eigengewicht auch das variable Fahrwerk. Alle diese Eigenschaften konnten bei einem Verkehrssicherungseinsatz auf dem Schloßberg anschaulich demonstriert werden. Dank der kompakten Abmessungen mit einer Länge von 2.200 Millimetern und einer Breite von nur 1.100 Millimetern sowie einem Gewicht von 1.400 Kilogramm läßt sich die Raupe einfach und flexibel auf einem Pkw-Anhänger zum Einsatzort transportieren. Einen zusätzlichen Schlepper muß Lautenschlager deshalb nicht mehr zu Arbeitsstelle fahren. „Das spart Zeit und Geld – außerdem können wir somit flexibler agieren und auch über Schnellstraßen und Autobahnen die Einsatzorte anfahren“, merkt Lautenschlager an.



Variables Fahrwerk

Nach dem Abladen fährt die Raupe auf dem schmalen Wanderweg zum Einsatz. Spätestens dabei wird klar, daß dieser Weg für einen Schlepper ungeeignet wäre. Der proportionale Fahrantrieb mit zwei Geschwindigkeitsstufen und einer Höchstgeschwindigkeit von acht Kilometer pro Stunde ermöglicht ein an die Gehgeschwindigkeit angepaßtes Fahren und ein zügiges Vorankommen: Bereits nach wenigen Minuten sind die 500 Meter Anfahrtsweg geschafft. Bevor die Seilarbeit beginnt, verbreitert Lautenschlager die variable Spur des Fahrwerkes. Für bessere Standsicherheit bei der Seilarbeit und beim Rücken im Hang kann das Raupenfahrwerk hydraulisch auf 1.500 Millimeter Außenbreite verschoben werden. Für den Transport und bei der Arbeit in engen Beständen wird das Fahrwerk wieder eingefahren.
Wenn die Fällraupe bei einem Einsatz den Weg verlassen muß, um einer Rückegasse zu folgen, kommt ihr der niedrige Schwerpunkt sowie das für diesen Einsatz angepaßte Fahrwerk mit einem Böschungswinkel von 45 Grad an Front und Heck zugute. Mit einen Bodendruck von 0,30 Kilogramm pro Quadratzentimeter läßt sich die Raupe auch problemlos auf sensiblen Böden einsetzen. Martin Lautenschlager hängt nun den ersten Baum für die Sicherheitsfällung an. Nachdem er die Raupe plaziert hat und sich das Polterschild fest in den vereisten Boden drückt, wird das Seil am Baum angebracht. Seilwinde und Fahrbetrieb bedient er anschließend über eine Funksteuerung, mit der sich alle Funktionen steuern lassen.

Ingesamt vier Ankerpunkte am Rahmen ermöglichen das Fixieren der Raupe im Gelände. Die Steuerung der Fällraupe erfolgt komplett über Funk.


Fünf Tonnen Zugkraft

Die Forstseilwinde der Fällraupe hat eine Zugkraft von 50 Kilonewton und eine Seilkapazität von 110 Metern. Für unterschiedliche Einsatzzwecke läßt sich die Geschwindigkeit variieren, zwei Geschwindigkeitsstufen sind über Funk vorwählbar. Professionell und mit höchster Sicherheit seilt Martin Lautenschlager mehrere Bäume um. Zwei große Kiefern neigten sich gefährlich über den Wanderweg und ließen sich nicht direkt fällen. Zudem mußte eine vom Borkenkäfer befallene Fichte entfernt werden. Im Anschluß werden die Stämme motormanuell aufgearbeitet und mit der Fällraupe zu einem Lagerplatz gerückt, von dem sie später abtransportiert werden. Jetzt wird ersichtlich: Der Moritz ist flexibel einsetzbar – neben der Arbeit als Fällhilfe läßt sich die Raupe auch bei Vorlieferarbeiten nutzen. Im Anschluß lädt Lautenschlager seine Arbeitsmittel wie Motorsäge, Kanister und weiteres Material wieder in die großen Staufächer der Raupe und fährt sie zurück zum Pkw-Anhänger. Es ist erst kurz vor Mittag und der Arbeitstag noch nicht beendet – eine weitere Sicherheitsfällung wartet in der Innenstadt von Regensburg.