So schonend und sparsam wie ein Pferd. Dafür aber mit Funk und Winde: Wir waren mit der Fällraupe Moritz im Wald und haben sie im praktischen Einsatz beobachtet.
Es erinnert schon etwas an ein Rückepferd, wenn Martin Lautenschlager seinen Moritz im Wald ablädt. Moritz bewegt sich vorsichtig rückwärts von der Rampe des Sprinters und macht sich dann auf in den Wald, der Forstunternehmer geht zügig hinterher.
Martin Lautenschlager ist passionierter Waldbauer mit rund 80 ha Mischwald und betreibt zusammen mit seiner Frau Tina Voderholzer-Lautenschlager ein Unternehmen mit den Schwerpunkten Baumpflege und Gefahrbaumfällung in Nittenau bei Regensburg. Lautenschlager arbeitet „schon ewig“ im Wald. Den SKTSchein fürs Seilklettern in Bäumen hat er zusammen mit seiner Frau als einer der ersten bereits vor gut 20 Jahren gemacht (www.baumpflege-lautenschlager.de). Durch seine guten Kontakte zur Firma Pfanzelt, dem Hersteller der kleinen Rückeraupe, konnten die Lautenschlagers schon mit einem Vorserienmodell arbeiten. Offizielle Premiere hatte die kompakte Raupe mit Eintrommel-Winde und Funkfernsteuerung aufder KWF-Tagung im letzten Jahr.
Seinen Moritz – mit der 5 t-Winde ausgestattet – hat Martin Lautenschlager dann im Oktober 2016 gekauft. Bei unserem Ausflug zusammen mit Moritz in den Wald der Lautenschlagers wollten wir von dem Unternehmer-Paar wissen, warum sie sich für diese Technik entschieden haben. Wo liegen die Stärken und wo die Grenzen der immerhin 48 000 € teuren Maschine (Listenpreis ohne MwSt.)?
Schneller Transport
Natürlich ist Moritz nicht das einzige Gerät mit Winde im Betrieb. Der Unternehmer setzt vor allem auf den Systemschlepper Pm Trac. Doch bei einem Kundenradius von 150 km kommt der Traktor an seine Grenzen – die Anreise dauert sehr lange und weite Straßenfahrten kosten zudem Diesel und Verschleiß. Doch auf eine Winde kann der Unternehmer nur selten verzichten.
Mit dem Moritz ist er nun deutlich schneller unterwegs. Mit zwei Alu-Rampen klettert die Raupe schnell auf die Ladefläche des Mercedes Sprinter. Noch zwei Gurte einhängen und es kann losgehen. Auch über die Autobahn mit normaler Sprinter-Geschwindigkeit. Mit seinen knapp 1,4 t Kampfgewicht fährt der Moritz auch ohne Probleme legal auf größeren Pkw-Anhängern. Mittlerweile nehmen die Lautenschlagers Moritz routinemäßig zu fast allen Arbeitsaufträgen mit – man weiß ja nie.
Vor Ort ist die Maschine sehr mobil. Die beiden Gummiraupen-Laufwerke lassen sich wie bei einigen Minibaggern seitlich jeweils 20 cm weit ausschieben – schmal für enge Durchfahrten und breit für mehr Standsicherheit. So liegt die Außenbreite zwischen 1,10 m und 1,50 m. Damit können die Unternehmer auch Aufträge in großen Gärten oder entlang von Wanderwegen übernehmen, die für einen Seilschlepper tabu sind.
Pfanzelt hat das Laufwerk extra für die Fällraupe entwickelt: Die vordere Antriebsrolle ist nach oben verlegt. Dadurch kann Moritz besser klettern als z. B. ein Minibagger, bei dem alle Rollen der Raupe auf einer Höhe liegen. Der variable hydrostatische Antrieb hat zwei Bereiche. Die schnelle Stufe reicht von 0 bis 6,5 km/h. Das ist eine ordentliche Schrittgeschwindigkeit – wie beim Pferd.
Alles per Funk
Alle Funktionen lassen sich einfach per Funk steuern. Der Unternehmer trägt dazu das Steuerpult per Gurt vor dem Bauch. Für die Sicherheit sorgt dabei eine Totmannschaltung: Sobald man den Fahrhebel loslässt, stoppt Moritz. Die Steuerung regelt unter anderem auch die Motordrehzahl und die variable Seilgeschwindigkeit. Ferngesteuertes Starten und Stoppen des Motors sind ebenfalls integriert.
Praktisch finden die Unternehmer die Staukästen an beiden Seiten, die Ablage oben auf der Maschine und den Motorsägenhalter. Moritz trägt das komplette Werkzeug für den Arbeitstag einer Zweipersonen-Rotte bequem in den Bestand. Auch bergauf über Stock und Stein. Deshalb nehmen die Lautenschlagers ihren Moritz selbs bei einfachen Fällaufträgen fernab der Wege gerne einfach als Träger mit. Denn der Verbrauch des robusten Kubota-Diesels ist kaum der Rede wert. Bei einem normalen Einsatz begnügt er sich nach Erfahrungen von Martin Lautenschlager mit 10 bis 12 Liter am Tag. Der Motor arbeitet fast immer im niedrigen Drehzahlbereich und man hört ihn kaum. Nur wenn es richtig drauf ankommt, gibt man per Fernsteuerung Gas.
Die kleine Raupe bewegt sich im Bestand schonend. Den Bodendruck gibt Pfanzelt mit 0,3 kg/cm2 an – ein Pferd kommt auf rund 1,7 kg/cm2, ein Mensch bringt es auf 0,34 kg/cm². Nur bei engen Kurvenfahrten wühlen die Raupen den Boden oberflächig etwas auf. Kompakte Abmaße und die Wendigkeit sind für Martin Lautenschlager wichtige Vorteile: „So kann ich die Winde fast immer in idealer Position aufstellen. Die Umlenkrolle brauche ich kaum noch. Außerdem kann der Forstprofi mit dem Moritz auch bei nassen Bodenverhältnissen mit der Winde im Wald arbeiten, wenn der Rückschlepper nur mit mühsam aufgezogenen Ketten klar käme. Steht der Moritz passend, sichert Martin Lautenschlager ihn meist über Seilschlingen tief am nächsten Baum – vor allem wenn es um Sicherheitsfällungen geht. Dazu gibt es am Rahmen einfache, pilzförmige Ankerpunkte. Noch etwas rückwärtsfahren bis der Seilschlupf straff ist und dann die Bergstütze absenken. Jetzt kann die Winde ihre volle Zugkraft entfalten, ohne dass sich die Raupe Richtung Stamm bewegt. Das Anbinden am nächsten Baum ist erstaunlich schnell erledigt. Dadurch kann Pfanzelt das Maschinengewicht gering halten, ohne Zugkraft zu verlieren.
Im Bestand schlagen die Lautenschlagers den zu fällenden Baum per Schubgestänge möglichst hoch an (Königsbronner Anschlagtechnik). Die Winde bietet 120 m Seil (10,5 mm). Optional gibt es auch eine Seileinlaufbremse zum straffen Auftrommeln. Außerdem kann die Winde durch ihren hydraulischen Antrieb auch rückwärts laufen. So seilt sich der Moritz in steilen Lagen selbst ab.
Bei unserem Besuch unterstützte der Moritz s ouverän beim F ällen einer Fichte und einer Kiefer, die sich in den Ästen ihrer Nachbarn aufgehängt hatten.
Das Unterstützen beim Fällen ist die Hauptaufgabe von Moritz. Unternehmer Lautenschlager sieht hier künftig einen höheren Bedarf in der Branche, wenn die Gassenabstände für die Harvester wachsen und Stämme in Richtung Gasse zugefällt werden müssen.
Leichtes Rücken
Die kleine Raupe auch leichtere Rückeaufgaben übernehmen, was uns Martin Lautenschlager auch vorgeführt hat. Durch geschicktes Manövrieren kann er mit dem Schild die Stämme in Grenzen auch poltern. Zum Anschlagen fährt er gerne an die Stammabschnitte heran und hängt die Chokerkette direkt in die Kettenfalle oben an der Bergstütze ein. Das schont das Windenseil und bringt den Stamm möglichst dicht an die Maschine.
Was wichtig ist, denn durch das begrenzte Gewicht und die kompakten Abmaße bäumt sich Moritz bei zu großen Kalibern schon mal auf. Dass die Raupe hier manchmal an ihre Grenzen kommt, ist auch dem Hersteller bewusst.
Deshalb nennt er die Maschine schließlich Fällraupe und nicht Rückeraupe. Künftig soll es aber auch eine Version mit hydraulisch nach vorne ausschiebbarem Frontgewicht (100 kg) geben, der Listen Aufpreis dafür liegt bei 684 €.
Außerdem hat Pfanzelt eine Version entwickelt, bei der sich Winde plus Bergstütze per Schnellverschluss abbauen lassen. In dieser Ausführung
wird der Moritz dann eine mechanische Zapfwelle haben und z. B. ferngesteuerte Mulchereinsätze an Böschungen übernehmen. Mit dieser 7000 € teuren Sonderausstattung lässt sich die Auslastung mitunter steigern. Auch wenn der Moritz der Lautenschlagers diese Ausstattung noch nicht an Bord hat: Unter dem Strich hat die Vielseitigkeit der kleinen Forstmaschine das Unternehmer Ehepaar auch so überzeugt. Sie nutzen den Moritz mittlerweile fast wie ein Schweizer Taschenmesser – nur mit Raupen, Fernsteuerung und Winde.
Guido Höner
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